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Meine kleine Hommage an
Wie in dem letzten Beitrag schon geschrieben, gibt es den einen Cocktail, den ich lieber als alle anderen trinke, nicht so recht. Eher sind es Situationen und Stimmungen, die ich mit einem Drink verknüpfe und die mich dann immer wieder abholen.
Heute kommen wir zum letzten Teil dieser kleinen Serie. Was haben wir nun schon gehabt? Wir hatten den Daiquiri, ein Drink der für Spaß und Freude steht. Wir hatten den Negroni und seine Abwandlungen, mit dem wir Ruhe und Gelassenheit verbinden. Doch was trinkt man denn dazwischen? Die Antwort darauf ist so schockierend einfach, dass Sie dann doch nicht sonderlich überraschend kommt.
Als Jugendlicher, das in einer ländlichen Gegend aufgewachsen ist, blieben mir eigentlich wenig Alternativen dazu übrig und doch ist es ein super Beispiel um zu zeigen wie sich unser Geschmack mit der Zeit verändert. Doch von was rede ich denn nur? Genau! Ich rede von einem schönen kalten Bier.Dabei spreche ich nicht von einem bestimmten Bier, einem kleinen oder großen, einem hellen oder dunklen. Nein, ich trinke einfach gerne Bier. Ich glaube sogar, trotz meiner anfänglichen Skepsis, dass die Craft Beer Bewegung mir dabei Einiges mehr an Trinkfreude gebracht hat, als ich vermutet hätte. Doch erst einmal ganz zum Anfang. Meinen ersten Kontakt mit einem bierhaltigen Getränk – ich traue es mich gar nicht zu schreiben – hatte ich 2003. Es war die Jugendweihe meines besten Freundes und die Marke Köstritzer hatte mit bibop ein Produkt auf den Markt gebracht, mit dem sie auch in Clubs wieder mehr Absatz finden wollten. Doch das ist auch schon alles was ich noch mit meiner ersten Bier-Begegnung in Verbindung bringe. Da wo ich herkomme, gab es zwei größere regionale Brauereien und früher oder später musste man sich schließlich für eine der beiden entscheiden. Als alternativ eingestellter Jugendlicher, der eher gegen das Establishment war, auf laute Musik mit nicht unbedingt mehr als 3 Akkorden abfuhr und dessen Schulfreunde das gleich „traurige“ Leben leben mussten, fand man einen Weg die Entscheidung zwischen eben jenen zwei Brauereien zu vertagen. Deshalb griff man doch lieber zur Wundertüte unter den Bieren aus Leipzig. Ich weiß nicht wie viele Abende wir mit den roten Kästen verbrachten, während wir feststellten, dass hier und da immer eine Flasche anders schmecken konnte. Da jede jugendliche Rebellion einmal ihr Ende findet, ging auch dieser Biertrend einmal vorüber. Es folgten schließlich lange Jahre des steten Wechselns. Wicküler, Budweiser, Gambrinus und Pilsner Urquell, das waren die Biere meiner Studienzeit.
Doch dann kurz vor meinem Abschluss kam etwas dazu an dessen Geschmack ich mich zunächst gewöhnen musste, den ich aber heute nicht mehr missen möchte. Flensburger Pilsner. Mit dem Flensburger Pilsner, kam eine neue Konstante, die von den eher süßeren Bieren des süddeutschen Raumes wegging, hinzu den herberen hopfen-betonteren Bieren des rauen Nordens. Ein Flens, das ist mein Bier für jeden Tag, ein Bier was überall schmeckt. Das habe ich in den letzten Jahren feststellen dürfen. Denn wenn man als eben jener Biertyp nach Österreich zieht, so steht man erst einmal auf verlorenem Posten. Das soll nicht heißen, dass die Österreicher kein Bier brauen können – nein – nur ist es deutlich mehr dem Bayrisch-Hellem angelehnt als dem Pilsner Original. Doch auch hier hat mich eine Marke eines Besseren belehrt und von Grund auf überrascht. Als ich mein erstes Freistädter Bier trank, musste ich zunächst einmal googlen, da ich mir so gar nicht vorstellen, dass es sich bei diesem Bier um ein Bier aus Österreich handeln konnte. Wo wir auch gleich zu den Craft Beers kommen. Vorerst waren sie mir zu aromatisch, zu bitter, zu süß und zu unausgewogen. Doch heute, 5 Jahre später muss ich gestehen, dass mich diese Biere immer wieder begeistern. Die erste Überraschung, verdanke ich meinem ehemaligen Mitbewohner, der mir ein ganz wunderbares Bier aus Münster, das sehr zu empfehlende Finne zum probieren gab. Die nächste Überraschung verdanke ich meinem ehemaligen Arbeitskollegen aus Wien, der mir das 1516 Brewery Pub zeigte, die Jungs haben neben immer wechselnden Bieren auch super leckere Rippchen im Angebot. Und das mit Abstand überraschendste Erlebnis hatte ich letztes Jahr mit einem guten Freud in Berlin, als wir uns gemeinsam das Bergschloss der Jungs von Berliner Berg anschauten und in den Genuss deren Biere kommen durften.
Das was Bier für mich so angenehm macht ist, zum einen der Wandel, den man selbst im Konsum von Bier feststellt und zweitens, dass auch Bier, genau wie ein Cocktail funktionieren kann. Da wäre ein fruchtig frisches Bier, wie ein Witt- oder Sauerbier, für eine ausgelassene Stimmung. Ein Pils oder Helles, zum Essen. Ein IPA mit seiner fruchtigen aber kräftigen Hopfennote, das ganz wunderbar zu Schmorgerichten passt. Oder aber ein Trapistenbier wenn es gut und gern mal etwas mehr Power haben darf.
Zusammenfassend möchte ich nochmals betonen. Bier ist für mich etwas, das ich mit Geselligkeit verbinde. Dabei hat sich das Trinkverhalten wie ich persönlich Bier trinke in den letzten 12 Jahren stark verändert. Bier war in unserer Jugendzeit meist noch ein „Mittel zum Zweck“ und ist schließlich durch den Einfluss der Craft Beer Bewegung zu einem Genussmittel geworden, dessen Vielschichtigkeit unbestreitbar ist. Für mich ist ein Bier das Getränk meiner Wahl. Und eh jetzt noch eine Frage aufkommt. Tatsächlich ist 0,3 die für mich schönste Größe, denn die schafft man tatsächlich immer, eh sie schal wird.
Prost!
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